Das moderne Unternehmen

Ist die Zukunft bunt, flach und woke?

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Auch Unternehmen gehen mit der Mode. Vor allem Dienstleister in Metropolen möchten heute innovativ und auf der Höhe der Zeit sein. Die ursprünglichen Vorbilder für diesen Trend sind die hippen Startups im Silicon Valley mit ihren bunten Büros. Doch was zeichnet ein modernes Unternehmen aus? 

Insignien der Moderne

Unter dem modern klingenden Begriff „New Work“ verändern sich vor allem Dienstleister in den Großstädten mit atemberaubender Geschwindigkeit. Es findet gerade ein Überbietungswettbewerb statt, wer das modernste Unternehmen ist. Treiber dieser Entwicklung sind die Digitalisierung, Öko-Welle und der Fachkräftemangel. Was sind die Insignien der Modernität?

  • Office: Büros werden nicht nur bunter, sondern auch vielfältiger. Sie werden zu Arbeits- und Wohnlandschaften. Im modernen Unternehmen kleben die Mitarbeiter/innen nicht mehr nur an einem Schreibtisch. Sie bewegen sich für unterschiedliche Aufgaben vielmehr in einem wohnähnlichen Raum. Kreativräume, Kommunikationsküchen, Besprechungsinseln und Telefonräume wechseln sich ebenso ab wie das Arbeiten im Homeoffice. 
  • Kleidung: Die Kleidung wird selbst in erzkonservativen Branchen wie Banken und Versicherungen lockerer. Die Krawatte stirbt aus, weiße Sneakers zum Anzug oder Casual-Look halten Einzug. 
  • Duzen: Was in Skandinavien schon lange Normalität ist, kommt nun auch nach Deutschland. In den Unternehmen wird mehr und mehr geduzt. Einige führen sogar das Zwangsduzen ein. Dann wird aus dem Vorstand Herr Meier plötzlich ungewohnt der Heinz.
  • Flache Hierarchien: Axa Schweiz hat es jüngst verkündet, die vollständige Abschaffung von Rängen und Hierarchien in der Führungsebene. Flache Hierachien setzen sich allerdings in Deutschland nur langsam durch. Interessant ist, dass die Axa-Versicherung gleichzeitig auch individuelle Boni abgeschafft hat. Sie werden nur noch für alle gleich ausgeschüttet. Das soll den Teamspirit stärken.
  • Wokeness: Obwohl in Deutschland über 70 Prozent der Bevölkerung das Gendern ablehnt, hält diese Sprachvariante Oberwasser in vielen Unternehmen. Es scheint zur Modernität dazuzugehören wie auch die Themen Nachhaltigkeit und ESG.

Erfolg ist modern

Wenn man in die ländlichen Regionen Deutschlands fährt, dort wo viele der über 1.000 Hidden Champions im deutschen Mittelstand ihren Standort haben, sieht die Lage allerdings überwiegend noch anders aus. Hier dominieren die Fabriken mit den angeschlossenen Verwaltungsgebäuden auf eigenem Grund und Boden, die vielfach immer noch den Charme der 70er Jahre versprühen. Mittelständler dort sind daher bestrebt, Homeoffice eher wieder zurückzufahren. Sie favorisieren den persönlichen Kontakt. Denn sie wissen, dass Innovationen nicht über Videokonferenzen entstehen, sondern nur im persönlichen, oftmals auch zufälligen Kontakt.

Unternehmer- und Belegschaft sind auch meist bodenständig und traditionell. Geld wird dort zuallererst in die Produktentwicklung gesteckt. Denn man weiß dort, modern ist vor allem alles, was erfolgreich ist und die Arbeitsplätze in der Zukunft sichert. Urbane Insignien der Modernität finden ihren Weg in die ländlichen Regionen erst allmählich. Sie stehen auf der Prioritätenliste nicht an Nummer 1. Der Mittelstand ist eher knauserig. Auch duzt man sich dort schon lange, weil sich die Meisten in den Kleinstädten und Dörfern schon von Kindesbeinen an kennen.

Größere Mittelständler, die gut ausgebildete Fachkräfte aus großen Universitätsstädten gewinnen wollen, haben daher in Großstädten „New-Work-Places“ geschaffen, um den Spagat zwischen Stadt und Land zu schaffen. Aber auch in den Metropolen selbst gibt es noch Bereiche, an denen moderne Strömungen bisher noch weitgehend abprallen. Das sind vor allem das Handwerk und die Baubranche, wo es immer noch sehr rustikal zugeht. 

Fazit

Was bedeutet das nun für den Mittelstand? Jedes Unternehmen sollte generell seinen eigenen Weg im Einklang mit seiner Tradition und seiner Belegschaft finden. Im Fokus sollten auch in Zukunft die echten Innovationen bei Produkten, Services und Prozessen stehen. Auch ist der menschliche Umgang miteinander und das Kümmern bei Problemen wichtiger als der schöne Schein. Gleichwohl spricht nichts gegen eine schrittweise Modernisierung.

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