Goldpreis steigt stetig

Edelmetalle profitieren von Krisen

iStock, Olivier Le Moal

Nach zwischenzeitlichen Kurskorrekturen etwa nach der Trump-Wahl sorgt Gold derzeit wieder für Furore. Es ist seit Jahrtausenden eine Erfolgsgeschichte. Der Preis für das begehrte Edelmetall ist seit Anfang 2024 beträchtlich gestiegen. Oder besser gesagt der Euro verliert in Gold gemessen an Wert. Was ist da los?

Preisentwicklung

Im Oktober 2023 lag der Preis für eine Unze Gold (31,1 g) noch bei rund 1.900 Euro. Heute, Ende November 2024, sind es bereits über 2.500 Euro. Gold ist damit aktuell eine der erfolgreichsten Geldanlagen, obwohl es keine Verzinsung gibt. 

BRICS-Staaten

Maßgeblich beteiligt an dieser Entwicklung sind die BRICS-Staaten, zu denen ursprünglich nur Brasilien, Russland, Indien China und Südafrika gehörten. Aus den Anfangsbuchstaben dieser Länder erfand 2001 Jim O'Neill, damaliger Chef-Volkswirt von Goldman Sachs, das Akronym BRICS. Mittlerweile gehören auch noch Ägypten, Äthiopien, Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate dazu. Saudi Arabien überlegt noch. Die BRICS-Mitgliedstaaten stellten im Jahr 2023 fast 45 Prozent der Weltbevölkerung und erzielten knapp 35 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung.

Seit dem Beginn des Ukraine-Krieges und der Beschlagnahmung des russischen Vermögens durch die USA investieren die Zentralbanken der BRICS-Staaten verstärkt in Gold. Gleichzeitig reduzieren sie US-Staatsanleihen. So hat China nach IWF-Angaben seinen Bestand an US-Staatsanleihen von 1,3 Billionen Dollar (2013) auf 775 Mrd. Euro (2023) abgebaut.

Das führt dazu, dass die US-Regierung ihren Schuldenhunger vermehrt bei der Federal Reserve (FED) stillen muss. Und der ist beachtlich. Alle 100 Tage steigen die Verbindlichkeiten der USA um eine Billion Dollar. Die Gesamtverschuldung aller Staaten liegt mittlerweile über 100 Billionen US-Dollar. Das sind im Gesamtdurchschnitt rund 93 Prozent des Welt-Bruttoinlandsproduktes. Bis 2030 wird die magische Grenze von 100 Prozent wohl überschritten.

Zentralbanken

Die steigende US-Verschuldung auf mittlerweile rund 35 Billionen Dollar wiederum führt zu wachsender Nervosität an den Märkten. Viele suchen daher den sicheren Anlagenhafen Gold, allen voran die Zentralbanken. Nach Angaben des World Gold Council kauften sie allein im ersten Halbjahr 2024 483 Tonnen. Aber nicht nur die BRICS-Zentralbanken kaufen. Die Türkei liegt mit mehr als 45 Tonnen sogar an erster Stelle der Käufer. Polen mit knapp unter 40 Tonnen steht auf Platz 3.

Zahlungsmittel

Mit Goldmünzen konnte man noch während der Kaiserzeit in Deutschland bezahlen. Gold war gesetzliches Zahlungsmittel. Es ist es immer noch in den US-Bundesstaaten Wyoming, Utah und Arizona.

Später diente es zur vollen oder teilweisen Deckung von Währungen, so auch im Bretton-Woods-System nach dem zweiten Weltkrieg. Erst Präsident Nixon hob im August 1971 die Möglichkeit, Dollar gegen Gold einzutauschen, auf. Mit dem Schweizer Franken hat die letzte Währung zum 01. Januar 2020 die Golddeckung aufgegeben. Seitdem basieren alle Währungen der Welt auf Vertrauen in die Wirtschaftskraft des Landes.

Vorteile von Gold

Weltweit gibt es knapp 200.000 Tonnen. Die jährliche Produktion liegt bei rund 3.000 Tonnen. 51 Prozent des Goldbestandes sind in Schmuck verarbeitet, 12 Prozent werden in der Industrie verwendet, 18 Prozent liegen bei den Zentralbanken und 17 Prozent sind im Privatbesitz. Die Vorteile von Gold bestehen heute darin, dass es beim physischen Kauf keinem Emittentenrisiko unterliegt, knapp, begehrt und seit tausenden von Jahren wertstabil ist.

So bekam man für eine Unze Gold im alten Rom eine hochwertige Toga. Heute erhält man dafür einen schicken Armani-Anzug. Gold ist auch ein guter Inflationsindikator. Bekam man vor 20 Jahren für einen Euro noch 0,11 Gramm Gold, so sind es heute nur noch 0,012 Gramm. Der Wert des Euro hat sich also gegenüber Gold in zwei Jahrzehnten um über 90 Prozent reduziert. Die Nachteile von Gold liegen darin, dass es keine laufenden Erträge erzielt und Lager- sowie ggf. Versicherungskosten verursacht.

 

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