Einzelhandel unter Druck

Chinesische Billig-Plattformen auf dem Vormarsch

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Chinesische Plattformen wie Temu und Shein sorgen im deutschen Einzelhandel derzeit für helle Aufregung. Selbst erfolgreiche Online-Händler wie Amazon, Otto und Zalanda geraten unter Druck. Die Chinesen expandieren in Windeseile durch Billigpreise, Gamification und Social Media. 

Online-Handel in der Krise

Nicht nur der stationäre Einzelhandel ist in der Krise. Auch der deutsche Online-Handel hat zu kämpfen. Vorbei sind die guten Zeiten der Rekordumsätze in den Corona-Jahren. Betrug der Umsatz im deutschen Online-Handel 2021 noch 99,1 Mrd. Euro, so ist er 2023 nach Angaben des  Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel (BEVH) auf 79,7 Mrd. Euro gesunken. Dabei sind alle Kategorien eingebrochen. Die Gründe dafür liegen in der aktuellen Wirtschaftskrise mit hoher Inflation und wachsenden Unsicherheiten über die Zukunft. Die Konsumenten halten ihr Geld eher zusammen oder setzen auf die neuen chinesischen Billigheimer, die in Windeseile den deutschen Markt und die hiesigen Platzhirsche wie Zalando und selbst Amazon attackieren. 

Chinesische Billigheimer

Neue Plattformen wie Temu und Shein, die erst seit 2023 auf dem Markt sind, haben nach Expertenschätzungen in Deutschland bereits einen Online-Umsatz von je 1 Mrd. Euro. Sie verzeichnen als Inflationsgewinner vor allem Zulauf in der Generation Z mit wenig Geld. Temu & Co. liefern direkt aus chinesischen Fabriken. Sie schalten weitgehend den Zwischenhandel aus. Die Produkte sind dadurch um ein Vielfaches preiswerter als von Billiganbietern wie KiK, Tedi und Primark, die ja bisher selbst in China einkaufen und mit Aufschlag verkaufen. Chinesische Plattformen öffnen sich aber allmählich auch für Drittanbieter, aber nur wenn sie auch bei den Tiefstpreisen mithalten können. Durch chinesische Plattformen verlieren Rabattage wie Black Friday zunehmend an Bedeutung, weil es bei Temu & Co. immer Tiefpreise gibt.

Den chinesischen Online-Händler kommt dabei dabei entgegen, dass Online-Kunden eine schnelle Lieferung nicht mehr so wichtig ist. Lieferzeiten von einer Woche sind bei der jüngeren Generation akzeptabel, wenn die Waren dafür modisch und preiswert sind. Sie setzen bei ihrem Marketing zudem konsequent auf soziale Netzwerke wie Tiktok und auf Spiele (Gamification). Gewinner werden dann mit Rabatten belohnt. GoogleAds und andere Werbeklassiker spielen bei der jungen Zielgruppe mit geringem Einkommen kaum noch eine Rolle.

Kritik

Kritiker bemängeln den unfairen Wettbewerb. So nutzen Temu, Shein & Co. EU-Zollschlupflöcher aus. Denn Importwaren aus dem EU-Ausland sind bis zu einem Warenwert von 150 Euro von der Umsatzsteuer befreit. Also werden alle Bestellungen in kleinen Paketen z. B. über Belgien verschickt. Das führt zu einer extremen Überlastung des Zolls. Zudem wird von Kritikern davor gewarnt, dass die chinesischen Billigimporte die strengen EU-Produktrichtlinien unterlaufen und Giftstoffe enthalten. 

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