08.09.2025

Kostensenkung im Mittelstand

Unternehmen auf striktem Sparkurs

iStock, gorodenkoff

Die Einschläge kommen näher. So hat die Automobilbranche, das Prunkstück der deutschen Wirtschaft, innerhalb eines Jahres rund 51.500 Arbeitsplätze abgebaut, Das sind rund 7 Prozent aller Jobs. Je nach Studie planen 40-50 Prozent der Mittelständler einen Stellenabbau. Die deutsche Wirtschaft schrumpft. Kostensenkung ist angesagt.

Betroffene

Besonders Süddeutschland (Baden-Württemberg, Bayern) mit seinen vielen Industrie- und Maschinenbauunternehmen von überregionaler Bedeutung ist betroffen.

Im verarbeitenden Gewerbe (Industrie) schrumpfte die Beschäftigung zuletzt deutlich um rund 1,7 Prozent, im Baugewerbe sogar um 2,8 Prozent und im Gastgewerbe um 4,3 Prozent. Besonders viele Kürzungen sind auch bei Automobilzulieferern, Maschinenbauern, Bauunternehmen und in der sonstigen industriellen Produktion zu erwarten.

Gründe

Hauptgründe für den Stellenabbau sind falsche Strategien (z. B. E-Mobilität), schwache Konjunktur, hohe Energiepreise, steigende Lohnkosten, überbordende Bürokratie, bessere chinesische Konkurrenz und geopolitische Unsicherheiten. Neben dem konjunkturellen Stellenabbau kommt es branchenübergreifend auch durch ungelöste Nachfolgethemen zu Betriebsschließungen und weiterem Personalabbau.

Beispiele

Viele Mittelständler kommunizieren ihren Stellenabbau deutlich zurückhaltender als Großkonzerne. Ihr Schicksal wird allenfalls in den jeweiligen lokalen Medien thematisiert. Nur große Mittelständler schaffen es in die überregionalen Medien, wie z. B.:

  • Audi streicht bis Ende 2029 insgesamt 7.500 Stellen, vor allem im indirekten Bereich, um jährlich über 1 Mrd. Euro einzusparen. Es gibt keine betriebsbedingten Kündigungen bis Ende 2033, aber Ergebnisbeteiligungen und Boni werden deutlich gekürzt.
  • Daimler Truck streicht bis zu 5.000 Stellen in fünf Werken in Deutschland (Gaggenau, Kassel, Mannheim, Stuttgart, Wörth). Ziel ist eine dauerhafte Reduktion der Kosten um mehr als 1 Mrd. Euro bis spätestens 2030. Man setzt auf natürliche Fluktuation, Altersteilzeit und Abfindungen. Aber „sozialverträglicher Personalabbau“ bleibt unvermeidlich.
  • Continental: Seit November 2023 wurden bereits 80–90 Prozent der angekündigten Stellenstreichungen umgesetzt. Bis Ende 2026 sollen weitere 3.000 Jobs in der schwächelnden Autozuliefersparte gestrichen werden. Besonders betroffen sind Standorte in Hessen, Bayern und Nürnberg.
  • Porsche plant bis 2029 rund 1.900 Stellen abzubauen, insbesondere in Stuttgart-Zuffenhausen und Weissach. Die Boni werden gedeckelt, und der Stellenabbau erfolgt über Fluktuation, Altersteilzeit und befristete Verträge.
  • ZF Friedrichshafen will bis Ende 2028 sogar bis zu 14.000 Stellen in Deutschland abbauen.
  • Bosch streicht rund 1.500 Stellen in Reutlingen und Abstatt, insgesamt fast 15,000 Stellen im Konzern.

Maßnahmen

Nach einer aktuellen Studie von Horvarth & Partner dominieren folgende Kostensparmaßnahmen: Kürzung variabler Gehaltsbestandteile und Boni (58 Prozent), Verzicht auf Gehaltserhöhungen (53 Prozent), Standortverlagerungen ins Ausland (51 Prozent), Entlassungen bzw. betriebsbedingte Kündigungen (50% Prozent) sowie Kurzarbeit und Schließungen von ganzen Standorten. Im Schnitt sollen rund etwa 16 Prozent der Gesamtkosten eingespart werden, wobei die größten Hebel in der Produktion, bei den Materialkosten und in der Verwaltung gesehen werden.

Die Jahre 2024–2025 stehen im deutschen Mittelstand unter dem Zeichen einer historisch starken Auslandsorientierung. Mehr als die Hälfte der Unternehmen erwägt oder plant Standortverlagerungen als Reaktion auf Kosten-, Wettbewerbs- und Regulierungslasten in Deutschland. Pessimisten sehen die Entwicklung erst als Beginn eines weiteren Absturzes.

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