22.09.2025

Krise im Neubau

Vermieter profitieren

iStock, Frank Wagner

Der Neubau in Deutschland stockt, obwohl die Nachfrage nach Wohnraum steigt. Nach einem kurzen Anstieg im Jahr 2020 mit über 300.000 neugebauten Wohnungen sinken seitdem die Zahlen. 2025 werden voraussichtlich nur noch 200.000 neue Wohnungen geschaffen. Damit ist das Ziel der Politik, jedes Jahr 400.000 neue Wohnungen zu bauen, erneut weit verfehlt. Dabei geht es jedoch nicht nur um Wohnraum: Auch gewerbliche Bauprojekte nehmen ab.

Die Gründe für den Rückgang

Kurz gesagt: Bauen ist teuer und kompliziert.

  • Seit Ende der Niedrigzinsphase 2022 sind die Finanzierungskosten deutlich angestiegen, wodurch Baufinanzierungen deutlich unattraktiver geworden sind. Das ist umso fataler, da parallel auch die Baukosten gestiegen sind. 2024 sind die Baukosten jedoch „nur“ noch um 2,9 Prozent gestiegen. Für 2025 wird ein Anstieg von 1 Prozent prognostiziert.
  • Hinzu kommen immer umfangreichere Vorgaben für den Neubau. Hohe Anforderungen an die Energieeffizienz senken zwar die laufenden Kosten, erhöhen jedoch die Baukosten, da mehr und teurere Technik und Materialien benötigt werden.
  • Gleichzeitig verkomplizieren immer mehr Auflagen den Neubau. Vorgaben für Brandschutz, Barrierefreiheit, Energieeffizienz und Schallschutz verschlingen zeitliche und finanzielle Ressourcen für Information, Beratung und Behördengänge.

Auch im gewerblichen Bereich zeigt sich: In fast allen Gebäudearten wurden 2024 weniger Bauvorhaben genehmigt als 2023. Besonders große Lücken klaffen bei Fabrik- und Werkstattgebäuden, Büro- und Verwaltungsgebäuden sowie Handelsgebäuden. Die Wirtschaftskrise hinterlässt ihre Spuren.

Wie geht es weiter?

Die Zahl der Baugenehmigungen hat sich innerhalb von drei Jahren halbiert – auf nur noch147.600 im Jahr 2024. Die Bundesregierung plant deswegen einen „Bau-Turbo“. Vor allem sollen bürokratische Hürden abgebaut werden, damit Bauherren ihre Projekte schneller und leichter umsetzen können. Eine schnelle Lösung ist das jedoch nicht. 2024 lebten rund 9,6 Millionen Menschen in überbelegten Wohnungen. Es fehlt insbesondere an günstigem sowie an familiengerechtem Wohnraum.

Vermieter profitieren

Die Vermieter können sich freuen. Die Nachfrage ist groß. Neue Chancen bietet sich ihnen zudem durch den Ausbau von Bestandsimmobilien, z. B. Souterrains, Dachböden oder Anbauten. Auch die Sanierung von Altbauten zur Verbesserung der Energieeffizienz lohnt sich. Sie ist für viele Vermieter die einzige Chance, die Miete zu erhöhen. Denn 8 Prozent der Sanierungskosten können pro Jahr auf die Mieter umgelegt werden. Nach 12 Jahren hat sich die Investition amortisiert. 

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